Die GdS-Tabelle „Hör- und Gleichgewichtsorgan“ umfasst fünf Teile. Bei den Gleichgewichtsstörungen wird in diesem Bereich der GdS anhand der daraus folgenden Einschränkungen bewertet. Taubheit und Hörverlust können direkt gemessen werden und somit wird der GdS direkt in Abhängigkeit vom Ausmaß des Hörschadens ermittelt.
Dabei geht es hier um Einschränkungen wie
- Taubheit
- Hörverlust
- Gleichgewichtsstörungen
- Ohrgeräusche
- Menière-Krankheit,
- Chronische Mittelohrentzündungen
- Verlust einer Ohrmuschel
Das Merkzeichen Gl wird bei beidseitiger Taubheit und bei an Taubheit grenzender beidseitiger Schwerhörigkeit vergeben.
Im ersten Teil wird angeborene oder später erworbene Taubheit mit Sprachstörungen aufgeführt. Der zu vergebende GdS bewegt sich zwischen 80 und 100.
Der zweite Abschnitt umfasst sehr ausführlich den Hörverlust. Das Hörvermögen gehört zu den gut messbaren Fähigkeiten und wird deshalb gemäß dem verbliebenen Hörvermögen ohne Hilfsmittel bzw. Hörhilfen mit einem GdS bewertet. Dazu werden Tabellen herangezogen und der GdS in Abhängigkeit von der Lautstärke bewertet. Bei Taubheit beträgt der GdS 100. Auch der sogenannte Tonhörverlust wird in Abhängigkeit von vier definierten Tonhöhen bzw. Frequenzen (500Hz, 1kHz, 2kHz, 4kHz) gemessen und anhand von Tabellen bewertet.
Die Bewertung des Hörverlustes ohne Hörhilfen ist übrigens gegenüber den Sehstörungen nicht konsequent. Denn Sehstörungen werden nicht bewertet, insofern sie mit einer Brille ausgeglichen werden können.
Im dritten Abschnitt werden Gleichgewichtsstörungen aufgeführt. Der GdS wird in Abhängigkeit der Beschwerden bewertet, die als Folge der Gleichgewichtsstörungen auftreten. Dies kann z.B. eine Einschränkung der Gehstrecke sein. Der Abschnitt enthält auch Ohrgeräusche und die Menier-Krankheit.
Der vierte Teil behandelt die Chronische Mittelohrentzündung, der GdS ist von der Stärke der Sekretion abhängig.
Zuletzt wird der Verlust der Ohrmuschel als eigenständiger Abschnitt mit einem GdS von 20 aufgeführt.
Die Feststellung des Grades der Behinderung richtet sich nach den in den Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) festgelegten Gesundheitsstörungen.
Dort sind Anhaltspunkte festgelegt, nach denen bestimmte Gesundheitsstörungen in ein Maß für die Beeinträchtigung der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zugeordnet werden. Dieses Maß wird als Grad der Schädigung (GdB) bezeichnet, in der VersMedV wird der Grad der Schädigung (GdS) verwendet.
Nachfolgend sind die in der Versorgungsmedizin-Verordnung mit dem Ausfertigungsdatum 10.12.2008 genannten Gesundheitsstörungen mit dem GdS im Bereich „Hör- und Gleichgewichtsorgan“ aufgeführt.
5. Hör- und Gleichgewichtsorgan
Maßgebend für die Bewertung des GdS bei Hörstörungen ist die Herabsetzung des Sprachgehörs, deren Umfang durch Prüfung ohne Hörhilfen zu bestimmen ist.
Der Beurteilung ist die von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie empfohlene Tabelle (siehe Nummer 5.2.4, Tabelle D) zugrunde zu legen.
Nach Durchführung eines Ton- und Sprachaudiogramms ist der Prozentsatz des Hörverlustes aus entsprechenden Tabellen abzuleiten. Die in der GdS-Tabelle enthaltenen Werte zur Schwerhörigkeit berücksichtigen die Möglichkeit eines Teilausgleichs durch Hörhilfen mit.Sind mit der Hörstörung andere Erscheinungen verbunden, z. B. Ohrgeräusche, Gleichgewichtsstörungen, Artikulationsstörungen oder außergewöhnliche psychoreaktive Störungen, so kann der GdS entsprechend höher bewertet werden.
5.1 Angeborene oder in der Kindheit erworbene Taubheit oder an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit mit Sprachstörungen
angeboren oder bis zum 7. Lebensjahr erworben (schwere Störung des Spracherwerbs, in der Regel lebenslang) | 100 | ||
später erworben (im 8. bis 18. Lebensjahr) mit schweren Sprachstörungen (schwer verständliche Lautsprache, geringer Sprachschatz) | 100 | ||
sonst je nach Sprachstörung | 80-90 |
5.2 Hörverlust
5.2.1 Zur Ermittlung des prozentualen Hörverlustes aus den Werten der sprachaudiometrischen Untersuchung (nach Boenninghaus u. Röser 1973):
Hörverlust Tabelle A
Hörverlust für Zahlen in dB | < 20 | ab 20 | ab 25 | ab 30 | ab 35 | ab 40 | ab 45 | ab 50 | ab 55 | ab 60 | ab 65 | ab 70 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gesamtwortverstehen | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | |
< 20 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 95 | 100 | |
ab 35 | 90 | 90 | 90 | 90 | 90 | 90 | 90 | 90 | 90 | 90 | 95 | 100 | |
ab 50 | 80 | 80 | 80 | 80 | 80 | 80 | 80 | 80 | 80 | 90 | 95 | 100 | |
ab 70 | 70 | 70 | 70 | 70 | 70 | 70 | 70 | 70 | 80 | 90 | 95 | 100 | |
ab 100 | 60 | 60 | 60 | 60 | 60 | 60 | 60 | 70 | 80 | 90 | 95 | ||
ab 125 | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 | 60 | 70 | 80 | 90 | |||
ab 150 | 40 | 40 | 40 | 40 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | ||||
ab 175 | 30 | 30 | 30 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | |||||
ab 200 | 20 | 20 | 20 | 30 | 40 | 50 | 60 | ||||||
ab 225 | 10 | 10 | 20 | 30 | 40 | 50 | |||||||
ab 250 | 0 | 10 | 20 | 30 | 40 |
-
Das Gesamtwortverstehen wird aus der Wortverständigungskurve errechnet. Es entsteht durch Addition der Verständnisquoten bei 60, 80 und 100 dB Lautstärke (einfaches Gesamtwortverstehen). Bei der Ermittlung von Schwerhörigkeiten bis zu einem Hörverlust von 40% ist das gewichtete Gesamtwortverstehen (FeIdmann 1988 anzuwenden: 3 x Verständnisquote bei 60dB + 2 x Verständnisquote bei 80 dB + 1 x Verständnisquote bei 100 dB. Summe dividiert durch 2.
5.2.2 Zur Ermittlung des prozentualen Hörverlustes aus dem Tonaudiogramm bei unregelmäßigem Verlauf der Tongehörskurve. Der prozentuale Hörverlust ergibt sich durch Addition der vier Teilkomponenten (4-Frequenztabelle nach Röser 1973):
Hörverlust Tabelle B
Tonhörverlust in dB | 500 Hz | 1000 Hz | 2000 Hz | 4000 Hz |
---|---|---|---|---|
10 | 0 | 0 | 0 | 0 |
15 | 2 | 3 | 2 | 1 |
20 | 3 | 5 | 5 | 2 |
25 | 4 | 8 | 7 | 4 |
30 | 6 | 10 | 9 | 5 |
35 | 8 | 13 | 11 | 6 |
40 | 9 | 16 | 13 | 7 |
45 | 11 | 18 | 16 | 8 |
50 | 12 | 21 | 18 | 9 |
55 | 14 | 24 | 20 | 10 |
60 | 15 | 26 | 23 | 11 |
65 | 17 | 29 | 25 | 12 |
70 | 18 | 32 | 27 | 13 |
75 | 19 | 32 | 28 | 14 |
80 | 19 | 33 | 29 | 14 |
ab 85 | 20 | 35 | 30 | 15 |
5.2.3 Frequenztabelle nach Röser 1980 für die Beurteilung bei Hochtonverlusten vom Typ Lärmschwerhörigkeit:
Tabelle C
Tonverlust bei 1 kHz | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
dB von | 0 | 5 | 15 | 25 | 35 | 45 | 55 | 65 | 75 | 85 | 95 | |
Summe bei 2 und 3 kHz | bis | 5 | 10 | 20 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | 90 | 100 |
0 - 15 | 0 | 0 | 0 | 0 | 5 | 5 | Hörverlust in % | |||||
20 - 35 | 0 | 0 | 0 | 5 | 10 | 20 | 30 | |||||
40 - 55 | 0 | 0 | 0 | 10 | 20 | 25 | 35 | 45 | ||||
60 - 75 | 0 | 0 | 10 | 15 | 25 | 35 | 40 | 50 | 60 | |||
80 - 95 | 0 | 5 | 15 | 25 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | ||
100 - 115 | 5 | 15 | 20 | 30 | 40 | 45 | 55 | 70 | 80 | 90 | 100 | |
120 - 135 | 10 | 20 | 30 | 35 | 45 | 55 | 65 | 75 | 90 | 100 | 100 | |
140 - 155 | 20 | 25 | 35 | 45 | 50 | 60 | 75 | 85 | 95 | 100 | 100 | |
160 - 175 | 25 | 35 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | 95 | 100 | 100 | 100 | |
80 - 195 | 30 | 40 | 50 | 55 | 70 | 80 | 90 | 100 | 100 | 100 | 100 | |
ab 200 | 40 | 45 | 55 | 65 | 75 | 90 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
5.2.4 Zur Ermittlung des GdS aus den Schwerhörigkeitsgraden für beide Ohren:
Rechtes Ohr |
Normalhörigkeit 0 – 20 |
0 | 0 | 10 | 10 | 15 | 20 | ||
10 | |||||||||
Geringgradige Schwerhörigkeit
20 – 40 |
0 | 15 | 20 | 20 | 30 | 30 | |||
20 | |||||||||
Mittelgradige Schwerhörigkeit
40 – 60 |
10 | 20 | 30 | 30 | 40 | 40 | |||
40 | |||||||||
Hochgradige Schwerhörigkeit
60-80 |
10 | 20 | 30 | 50 | 50 | 50 | |||
60 | |||||||||
An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit
80 – 95 |
15 | 30 | 40 | 50 | 70 | 70 | |||
80 | |||||||||
Taubheit
100 |
20 | 30 | 40 | 50 | 70 | 80 | |||
Hörverlust in Prozent
|
0 – 20 | 20 – 40 | 40 – 60 | 60 – 80 | 80 – 95 | 100 | |||
Normalhörigkeit | Geringgradige Schwerhörigkeit | Mittelgradige Schwerhörigkeit | Hochgradige Schwerhörigkeit | An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit | Taubheit | ||||
Linkes Ohr |
-
5.3 Gleichgewichtsstörungen
(Normabweichungen in den apparativ erhobenen neurootologischen Untersuchungsbefunden bedingen für sich allein noch keinen GdS)
ohne wesentliche Folgen | 0-10 | ||
beschwerdefrei, allenfalls Gefühl der Unsicherheit bei alltäglichen Belastungen (z. B. Gehen, Bücken, Aufrichten, Kopfdrehungen, leichte Arbeiten in wechselnder Körperhaltung) leichte Unsicherheit, geringe Schwindelerscheinungen (Schwanken) bei höheren Belastungen (z. B. Heben von Lasten, Gehen im Dunkeln, abrupte Körperbewegungen) stärkere Unsicherheit mit Schwindelerscheinungen (Fallneigung, Ziehen nach einer Seite) erst bei außergewöhnlichen Belastungen (z. B. Stehen und Gehen auf Gerüsten, sportliche Übungen mit raschen Körperbewegungen) keine nennenswerten Abweichungen bei den Geh- und Stehversuchen | |||
mit leichten Folgen | 20 | ||
leichte Unsicherheit, geringe Schwindelerscheinungen wie Schwanken, Stolpern, Ausfallsschritte bei alltäglichen Belastungen, stärkere Unsicherheit und Schwindelerscheinungen bei höheren Belastungen leichte Abweichungen bei den Geh- und Stehversuchen erst auf höherer Belastungsstufe | |||
mit mittelgradigen Folgen | 30-40 | ||
stärkere Unsicherheit, Schwindelerscheinungen mit Fallneigung bereits bei alltäglichen Belastungen, heftiger Schwindel (mit vegetativen Erscheinungen, gelegentlich Übelkeit, Erbrechen) bei höheren und außergewöhnlichen Belastungen deutliche Abweichungen bei den Geh- und Stehversuchen bereits auf niedriger Belastungsstufe | |||
mit schweren Folgen | 50-70 | ||
heftiger Schwindel, erhebliche Unsicherheit und Schwierigkeiten bereits beim Gehen und Stehen im Hellen und bei anderen alltäglichen Belastungen, teilweise Gehhilfe erforderlich | |||
bei Unfähigkeit, ohne Unterstützung zu gehen oder zu stehen | 80 | ||
Ohrgeräusche (Tinnitus) | |||
ohne nennenswerte psychische Begleiterscheinungen | 0-10 | ||
mit erheblichen psychovegetativen Begleiterscheinungen | 20 | ||
mit wesentlicher Einschränkung der Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit (z. B. ausgeprägte depressive Störungen) | 30-40 | ||
mit schweren psychischen Störungen und sozialen Anpassungsschwierigkeiten | mindestens 50 | ||
Menière-Krankheit | |||
ein bis zwei Anfälle im Jahr | 0-10 | ||
häufigere Anfälle, je nach Schweregrad | 20-40 | ||
mehrmals monatlich schwere Anfälle | 50 | ||
Bleibende Hörstörungen und Ohrgeräusche (Tinnitus) sind zusätzlich zu bewerten. | |||
5.4 Chronische Mittelohrentzündung |
|||
ohne Sekretion oder einseitige zeitweise Sekretion | 0 | ||
einseitige andauernde Sekretion oder zeitweise beidseitige Sekretion | 10 | ||
andauernd beidseitige Sekretion | 20 | ||
Radikaloperationshöhle | |||
reizlos | 0 | ||
bei unvollständiger Überhäutung und ständiger Sekretion | |||
einseitig | 10 | ||
beidseitig | 20 | ||
5.5 Verlust einer Ohrmuschel |
20 | ||
Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/ , Stand 03.11.2020
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