Gurkenpflanze mit hängenden Blättern

Arbeitsplatzanpassungen bei Hitze

Die Jahre 2003, 2015 und 2018 brachten extreme Hitzewellen nach Mitteleuropa. Nun belegt eine umfassende Studie der Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, dass die Sommerdürren seit dem Jahr 2015 in ihrem Ausmaß sogar die Dürren der letzten 2100 Jahre übersteigen. Der Klimawandel schreitet voran. Wir müssen also künftig häufiger mit extremen sommerlichen Temperaturen rechnen.

Während man privat der Hitze oft noch aus dem Weg gehen kann leiden viele Arbeitnehmer am Arbeitsplatz unter den hohen Temperaturen. Besonders schwierig ist es für Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen.

Dabei kommt es vor, dass die Leistung nachlässt und Konflikte im Betrieb aufkommen. In diesem Beitrag soll es daher darum gehen, welche Möglichkeiten bzw. Hilfen es gegen die Hitze gibt.

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Behinderungsgerechte Arbeitsplatzanpassung: Förderung einer Klimaanlage durch Integrationsamt

Für Arbeitnehmer, deren Arbeitsplatz sich in einem abgegrenzten Raum befindet, kann eine Klimaanlage eine gute Lösung sein. Dafür kann es Zuschüsse vom Integrationsamt geben. Menschen mit Schwerbehindertenausweis oder Gleichgestellte haben ein Recht auf eine Arbeitsplatzanpassung. Dazu gehört bei entsprechender gesundheitlicher Belastung unter anderem auch eine Ausstattung mit einer Klimaanlage. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können dafür eine finanzielle Förderung erhalten. Wer keinen Schwerbehindertenausweis hat, aber einen GdB von 30 oder 40, kann dieses Recht über eine Gleichstellung erlangen, mehr dazu hier auf der Seite der Arbeitsagentur.

Beantragt wird eine Förderung für Arbeitsplatzanpassungen bei den Integrationsämtern bzw. Inklusionsämtern. Diese prüfen vor Bewilligung einer Leistung, welcher Rehabilitationsträger vorrangig zuständig ist. Die Integrationsämter haben jeweils einen technischen Beratungsdienst, der den Arbeitsplatz individuell sichten und anpassen kann. Die technischen Berater sind oft sehr kreativ und können individuelle Lösungen finden.

Ich kenne einen MS-Betroffenen, der bei einem Amt in Würzburg gearbeitet hat. Bei ihm war das mit der Klimaanlage sehr unkompliziert erledigt. Und das bayerische ZBFS schildert in dieser Broschüre den Fall eines Kranfahrers mit Herz-Kreislauferkrankung, dem der technische Beratungsdienst eine Klimaanlage für das Führerhaus empfohlen hat. Das Integrationsamt übernahm die Kosten.

Weitere Informationen zur Arbeitsplatzanpassung habe ich hier auf der Seite talentplus.de gefunden.

Das Foto zeigt eine mobile Klimaanlage.
mobile Klimaanlage

Rechte aller Beschäftigter bei Hitze am Arbeitsplatz

Bezüglich der allgemeinen rechlichen Situaion bei Hitze habe einen guten Artikel zum Thema Hitze am Arbeitsplatz bei der IG Metall gefunden.

Laut der IG Metall muss der Arbeitgeber ab einer Bürotemperatur von 26 Grad bei gesundheitlich vorbelasteten Personen handeln und Maßnahmen ergreifen, z.B. Ventilatoren spendieren, Jaloisien einbauen oder eben Klimaanlagen aufstellen. Von alleine werden jedoch nicht alle Chefs tätig. Falls nichts passiert rate ich dazu die Schwerbehindertenvertretung oder den Betriebsrat einzuschalten.

 

Was kann man selbst tun?

Zusätzlich kann natürlich jeder selbst ein paar Maßnahmen ergreifen. Insbesondere möchte ich hier auf zwei eher technischen Lösungen eingehen.

  • Kühlweste: eine Kühlweste oder Kühlmanschetten kaufen und diese auch tragen. Ich kenne viele Menschen mit MS-Erkrankung, die darauf schwören, dass es ihnen hilft die Hitze besser zu ertragen. Zum Thema Kühlwesten könnt ihr in diesem früheren Beitrag mehr erfahren.
  • Klimaanlage: Eine Möglichkeit besteht darin, selbst eine Klimaanlage zu kaufen. Mobile Klimaanlagen sind für einige hundert Euro zu haben. In einem Beitrag zum Thema Klimaanlagen stelle ich zwei Geräte vor, welche von der Stiftung Warentest bewertet wurden: Cool bleiben mit Klimaanlage.

Da dieser Blog sich vorallem mit den Nachteilsausgleichen bei Schwerbehinderung befasst, lasse ich die übrigen klassischen Alltagstipps weg. Bis auf einen: trinkt nicht zuviele eiskalte Getränke, denn man schwitzt noch mehr und zimmerwarme Getränke sind sowieso besser für unsere Gesundheit.

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Über Jochen Radau

Studium der Sozialpädagogik in Würzburg und Studium der Medizintechnik in Ulm, seit 20 Jahren psychosozialer Berater bei der DMSG im Landesverband Bayern, dort auch Onlineberater. Betreiber und Redakteur dieses und weiterer Blogs zu den Themen Schwerbehinderung und Pflegeversicherung. Weiterqualifikationen in systemischer Beratung und vielen Themen des Sozialrechts.